Sonntag, 25. Oktober 2015

Der Irrweg zur Finanzierung

Die Interhyp hatte sich Anfang Mai gemeldet: "die Zinsen steigen zur Zeit! Allein in der letzten Woche sind sie wohl um 0,2% gestiegen und die Weiterentwicklung sieht eher schlecht aus."
Man riet uns, die Finanzierung zügig abzuschließen. Glücklicher Weise haben wir im Mai auch alles geregelt: wir haben das Bodengutachten durchführen lassen mit 4 Probebohrungen an den zukünftigen Hauseckpunkten (450,-). Wir haben den notariellen Vorvertrag gelesen und verstanden :-)
Wir haben die Vorbemusterung durchgeführt und eine genaue Kostenplanung zu zusätzlicher Hausausstattung aufgestellt und die Vermessung inklusive Absteckung der beiden Grundstücke ist auch durch (bisher 1400,- mit Plänen und Unterlagen, aber noch ohne Einmessung der Bodenplatte etc.).
Am 8.6 sollte der Notartermin stattfinden! Also mussten wir uns nun zügig um den Finanzierungsabschluss kümmern. Die Unterlagenliste war lang, aber wir haben alles zusammen von Kontoauszügen über Gehaltsnachweise und die Hausunterlagen sowie Flurkarte und vieles mehr...6 Tage Bearbeitungszeit benötigt die Bank für die Entscheidung. Wir lagen also im Zeitplan - wenn auch knapp, weil wir erst am 30.05 den Termin bei der Interhyp hatten. Wir haben gehofft, dass die Bank zügig "Ja" sagt, da wir alle Unterlagen hatten und laut Interhyp auch keine Probleme gesehen wurden - im Gegenteil: man hatte uns im Februar versichert, dass wir bis zur Summe von 407.000 gehen könnten, wenn wir 20.000 Euro Eigenkapital einbringen. Eventuell wäre es nötig einen Zusatzkredit von 20.000 aufzunehmen, damit wir nur 387.000 Euro aufnehmen müssen und damit in eine bessere Zinsstufe fallen. Auf Dauer sollte sich das bezahlt machen, auch wenn anfangs parallel ein weiterer Kredit läuft.
Wir hatten alle Unterschriften gesetzt und waren voller Vorfreude, dass es nun endlich so weit war - das eigene Häuschen! Damit geht das Leben in einen neuen Abschnitt und eine neue Richtung! Die Ernüchterung kam 4 Tage später/3 Tage vor dem Notartermin: keine der 3 Banken, für die wir uns entschieden hatten, sagt "Ja"! Begründung aller Banken: der Grundstückswert liegt weit unter dem Kaufpreis. Dafür ist das Haus mit der derzeitigen Ausstattung viel zu teuer. Bei einer möglichen Insolvenz unsererseits würde die Bank das Haus mit Grundstück niemals zu dem Preis verkaufen können, den wir als Darlehen aufnehmen wollen. Ihr maximales Angebot an uns liegt für Haus und Hof bei 219.000 Euro in dieser Gegend mit dem Bodenrichtwert aus ihrem Systemen. Das ist natürlich ein Witz im Vergleich zu dem, was wir bisher eingeplant hatten und was uns von  der Interhyp bisher als "kein Problem bei Ihrem Gehalt und Ihren Jobs" versprochen wurde! Der aktuelle und öffentlich bekannte Bodenrichtwert liegt derzeit beim Doppelten von dem, was die Bank in ihren Systemen haben. Es ist unfassbar, dass uns so etwas jetzt zurück werfen soll! Die Sparkasse hat wohl noch einen Gutachter vor Ort geschickt, um die aktuelle Lage zu prüfen, ist jedoch auch nicht zu einem anderen Ergebnis gekommen. Was nun?

Wir haben einen weiteren  kurzfristigen Termin bei der Interhyp gemacht. Voller Hoffnung, dass man uns eine Alternative nennen kann, damit wir nicht das ewig gesuchte Grundstück, in das wir uns doch schon verliebt hatten, verlieren. Inzwischen war der Grundstücksmarkt leer gefegt. Die billigen Zinsen haben dazu geführt, dass es kaum noch Grundstücke in der Umgebung gab, es sei denn man wollte direkt an der Bahnschiene wohnen oder 50 km zur Arbeit fahren. Wenn es noch Grundstücke gab, die einem zusagten, waren sie völlig überteuert!
Zurück bei der Interhyp gestand man uns, dass es keine großartigen Alternativen gibt. Eine Bank wollte uns eventuell einen Kredit geben, wenn wir zunächst eine Lebensversicherung bei Ihnen abschließen. Dies wäre jedoch keine Garantie, dass wir den Kredit bekommen, aber sie würden dann immerhin den Antrag bearbeiten. Was für eine Erpressung! Eine weitere Bank würde uns den gewünschten Kredit geben, wenn wir eine Rate von 1850,- hinnehmen würden! Wer soll sich das denn leisten können. Ich möchte ja auch noch leben! Eine Möglichkeit laut Interhyp wäre, das Geld für die Grundstücke z. B. bei Verwandten aufzutreiben. Dann würden uns die Banken das Geld für die Finanzierung des Hauses geben. Wir haben jedoch keine Verwandten mit eben mal 80.000 Euro (wenn man unser Eigenkapital noch hinzu rechnet, um auf die 100.000,- zu kommen). Man könnte außerdem ein anderes Haus wählen. Das dürfte dann aber nur 100.000,- kosten -  ha ha! Die letzte Möglichkeit wäre, nur die Grundstücke zu finanzieren. Diese in den nächsten 5 Jahren abzubezahlen und dann das Haus zu bauen. Das hieße aber in den nächsten 5 Jahren einen dicken Kredit abbezahlen, sich nichts leisten, in der kleinen  2-Raum-Wohnung bleiben und erst recht keine Kinder bekommen. Das stellt für uns keine Alternative dar - man wird ja auch nicht jünger!
Nichts zu machen, Lebenstraum erstmal kaputt und ehrlich gesagt keine Kraft und Lust sich jetzt wieder auf die Suche nach was anderem zu machen, zumal es ja keine billigeren Grundstücke mehr gibt und die Zinsen weiter unaufhörlich steigen...Es stellte sich die Frage, ob man das Ganze wirklich in 5 Jahren oder so nochmal anfängt, oder ob es das war mit dem Traum vom Eigenheim. Die Stimmung war wirklich am Boden und dann muss man auch noch dem Grundstückseigentümer, den man seit Monaten mit allen möglichen Fragen in den Haaren liegt, absagen bei dem Gedanken, dass man so ein Grundstück wohl nie wieder finden wird. Und auch Schwörer muss Bescheid gegeben werden und dann noch die viele Kohle, die man bisher reingesteckt hat (Vermessung, Bodengutachten, Architekt).
Als erstes war Schwörer dran. Sie hätten uns ohne Probleme aus dem Vertrag entlassen, da die Finanzierung ja nicht zu Stande gekommen ist. Aber sie gaben uns noch die Kontaktdaten von einem Finanzierer, der wohl schon so machen Finanzierungsvertrag abgeschlossen hat, obwohl es wenig Chancen gab. Darüber haben wir ein paar Tage nachgedacht: nochmal Hoffnung schöpfen und dann wieder diese Enttäuschung erleben? Wie oft wollen wir das noch machen und all die Arbeit - wieder alle Unterlagen zusammen suchen, kopieren, Anträge ausfüllen und warten, hoffen, warten, hoffen...aber was, wenn es doch klappt? Sollte man nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen? Nicht dass man sich irgendwann im Leben ärgert, dass man nicht alles versucht hat.
Also Arschbacken zusammen gekniffen und nochmal alles vor vorne. Dieser Finanzierer saß schon mal gar nicht hier sondern in Leipzig. Alles wurde also nur per Mail oder Telefon geklärt. Schön war schon mal, dass er von Anfang an ehrlich war. Die böse 219.000 als maximale Finanzierungssumme hatte er gleich auf dem Schirm und sagte ehrlich, dass es eher schlecht aussieht. Also half es nichts: Abspecken der Gesamtsumme war die Devise - was kann alles raus? Womit können wir noch leben, wenn wir wenigstens das Grundstück bekommen und ein Haus, in dem man leben kann und will. Was kann später gemacht werden und was ist unbedingt nötig? Wintergarten - raus, Parkett - raus ... und so weiter. Am Ende kamen wir auf eine Finanzierungssumme von 340.000. Das sind zwar keine 219.000, aber wir planen mehr Eigenkapital ein, indem es keine schicke Küche gibt. Dann wird es halt Ikea, wenn ich dafür mein Eigenheim bekomme! Also für die Küche eingeplantes und im Laufe dieses Jahres zu sparendes Geld wir als Eigenkapital verbucht. Außerdem mehr Eigenleistung, kein Zaun, kein Auto, kein zusätzliches Irgendwas.
3 Nieschenbanken/Genossenschaftsbanken kamen in Frage und unsere Hausbank. Diese hatte uns bisher niemand als Finanzierer angeboten, weil sie nicht in deren Portfolio war und auch weniger auf Immobilienfinanzierung macht, aber wir versuchen alles! Schon nach einem Tag kam die erste Absage, die nächste Bank wollte, wie auch schon beim ersten Versuch - erstmal eine Lebensversicherung verkaufen, bevor überhaupt der Antrag angefasst wird. Und unsere Hausbank? Tja, sie stuft das Bauvorhaben als riskant ein und muss daher eine Einzelfallentscheidung durchführen. Das war also unsere allerletzte Option. Nicht 6 Tage Bearbeitungszeit, sondern 4 Wochen zog sich das Spielchen von weiteren nötigen Anträge, Nachträgen, fehlenden einzureichende Unterlagen, Auszügen, weiteren Anträgen usw. hin und während dessen immer den Grundstückseigentümer hinhalten. Dieser sah das jedoch ganz locker und gab uns die Zeit. Wir mussten in dieser Zeit weitere Notartermine planen und wieder absagen, weil die Bank unseren Anrag wieder und wieder in nächste Abteilungen schickte. Am 10.7 erhielten wir endlich ein vorläufiges Finanzierungsangebot - allerdings mit einer Rate von 1453,- Euro, aber gut, das war unsere Schmerzgrenze. So langsam kam die Hoffnung zurück, es könnte doch noch was werden. In der Zwischenzeit haben wir einen dicken Sommerurlaub geplant, falls die endgültige Ablehnung kommt - einfach raus und die dicke Kohle, die man gespart hat wenigstens zum Teil verprassen. Man muss sich ja auf irgendwas freuen können. Leider zog sich das Debakel nun schon so lange hin, dass der Urlaub in der folgenden Woche anstand. Was tun? Stornieren oder fahren. Aber wenn es nun doch was wird mit der Finanzierung, dann fehlt uns die Kohle, die wir im Urlaub ausgeben würden! Also habe ich angefangen den Urlaub Übernachtung für Übernachtung von Tag zu Tag zu stornieren. Auch der Eigentümer und der Notar fragen nun ständig nach, was nun wird. So langsam wurden alle Beteiligten ungeduldig. Also fragten wir beim Finanzierer nach, wie lange es nun noch dauern würde. Die ganze Zeit hängt man in den Seilen und weiß nicht wie das Leben weiter gehen wird. Wo wird man in 3 Monaten stehen? Geht es weiter mit der Hausplanung oder muss man sich langsam Gedanken machen eine neue Wohnung zu suchen, denn wenn es mit dem Haus nicht klappt, dann muss es ja trotzdem irgendwie weiter gehen - Familienplanung? Nach nunmehr 5 Wochen des Wartens teilte uns der Finanzierer mit, dass für die Bank der Antrag jetzt erst als vollständig eingegangen gilt und wir nun mit den schon bekannten 5 - 6 Tagen Bearbeitungszeit rechnen müssen. Was soll man dazu sagen? Und dann war es soweit und der rettende Anruf kam: "Sie haben die Finanzierung!" nach 6 Wochen haben wir es geschafft und die Finanzierung stand. Leider teilte uns der Grundstückseigentümer mit, dass er in 4 Tagen für ein paar Wochen in den Urlaub fährt. Wenn wir also den Vertragsabschluss vorher noch machen wollten, wir es eng. Aber wir hatten es so langsam wirklich eilig! Nicht weil wir unbedingt schon nächstes Jahr ins Haus einziehen wollten, sondern weil wir von Seiten der Hausbaufirma verpflichtet waren, bis zum 31.3.2016 (1 Jahr nach Vertragsunterzeichnung) alles in die Wege geleitet zu haben, damit das Haus geliefert werden kann (Bauantrag und fertiges Fundament). Ansonsten können sie nicht garantieren, dass der Preis gleich bleibt. Und wie wollten wir denn einen gestiegenen Hauspreis bezahlen, wenn wir so schon äußerst knapp an die Finanzierung gekommen sind? Nun war es schon Ende Juli. Der Bauantrag kann erst gestellt werden, wenn wir den Notarvertrag unterzeichnet haben. Dann benötigt der Bauantrag noch 6-8 Wochen und dann geht es erst los mit Statik erstellen etc. und dann erst im Herbst/Winter das Fundament bauen lassen? So langsam machte sich der Zeitdruck breit. Also nichts mit genießen und entspannen, sondern gleich weiter ins nächste Kapitel!

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